Am 17. Oktober haben wir im Rahmen des Klimatreffs im Nachbarschaftstreff Mosaik in Laim eine Radtour veranstaltet. Es war ein lauer Herbstabend und ganz am Schluss konnten wir sogar noch den wunderschönen Vollmond bestaunen. Aber von vorne. Geleitet hat uns Laura von der Intiative „Orte des Wandels“. Diese ist seit 2015 in München tätig und veranstaltet Projekte zum Thema sozialökologischer Wandel. Ziel ist es, Akteur:innen zu treffen um zu erfahren, wie deren Projekte entstanden sind und was sie bewirken. Laura hat zusammen mit Michèle vom Klimatreff eine für uns passende Runde ausgearbeitet.
Angefangen haben wir natürlich im Treff Mosaik. Es gibt dort nicht nur den Kinder- und Jugendtreff, sondern auch 31 Gruppen, die selbstorganisiert Mitmach-Aktivitäten anbieten. Also wenn Ihr wollt, schaut gerne mal in das Programm und meldet Euch an. Außerdem tut das Mosaik schon ganz schön viel für die Umwelt. Ein Beispiel bezogen auf das Haus ist die Energieberatung, die der Treff dieses Jahr erhalten hat, woraufhin Veränderungen erfolgt sind und noch weitere in Planung sind. Die neuen LED Lichter sind schon installiert, der Antrag füs Balkonkraftwerk (als Übergangslösung bevor die Solaranlage auf’s Dach kommt) ist gestellt. Das Auto, der Spielebus, wird mit Sportverein und anderen Jugendzentren geteilt. Darüberhinaus gibt es Hausbegrünungsaktionen, wie z.B. die Hochbeete auf dem Dach, Kräuter zum Kochen auf der Terasse und bepflanzte Töpfe vor dem Haus. Auch die Reinigungsmittel sind ökologisch und wenn von den Möbeln oder sonstigen Gegenständen, die im Treff gebraucht werden, etwas kaputt geht, wird es Second Hand nachgekauft.
Außerdem gibt es Ansätze, die in den Sozialraum hineinwirken. So wurden 400 Unterschriften gesammelt, ein Antrag gestellt und viele Gespräche geführt, damit der große betonierte Platz vor dem Mosaik grüner gestaltet wird – mit Erfolg, denn die Umgestaltung ist geplant. Weitere gemeinsame Aktionen sind die Büchertauschtelefonzelle, die von Jugendlichen bemalt wurde, Ramadama (Müllsammeln im Quartier), Flohmärkte und die „ZuhörTour“ durchs Viertel, wo die Mitarbeiter:innen vom Mosaik einmal im Jahr für zwei Tage im Viertel wandeln und mit den Bewohner:innen ins Gespräch kommen. Essen spielt im Mosaik eine große Rolle, denn Essen verbindet. Und damit alle teilnehmen können, gibt es nur noch vegetarische und auf Anfrage sogar vegane Gerichte. Außerdem ist das Mosaik Mitglied bei den Lebensmittelrettern. Gemeinsame Ausflüge werden mit dem öffentlichen Nahverkehr getätigt, kaputte Fahrräder kann man zweimal im Jahr mit Unterstützung eines Mechanikers vor Ort selbst reparieren. Und natürlich gibt es den Klimatreff, der einmal im Monat donnerstags stattfindet und wo jede:r herzlich willkommen ist, teilzunehmen und auch Ideen einzubringen. Der nächste Termin wird ein gemeinsamer Abend mit der Kinogruppe sein, wo wir uns den Film „Urgewald“ ansehen.
Der nächste Stopp unserer Fahrradtour war das Café Steinchen. Die Schwestern Laura & Alexa haben die Chance genutzt und haben eine Fläche zur Zwischennutzung gemietet. Bis das Café vor viereinhalb Jahren tatsächlich eröffnet werden konnte, war viel Austausch mit Personen, die bereits in dem Bereich Erfahrungen gesammelt haben (z.B. das Projekt der „Alten Utting“ oder die „Gans am Wasser“), hilfreich. Heute ist es ein liebevoll gestaltetes Outdoor Café, das von Dienstag bis Sonntag geöffnet hat, außer in den Übergangsmonaten November, Januar und Februar. Hier treffen sich jung und alt und es gibt jeden Tag andere Angebote, angefangen bei Kaffee und Kuchen, über ein Mittagessen an manchen Tagen bis hin zu Frühstück am Wochenende. Außerdem jede Menge Kulturevents, Livemusik, Flohmarkt und jahreszeitliche Events wie Kürbisschnitzen, Weihnachtsmarkt, Kreativmarkt und vieles mehr. Ach ja, ihr könnt sogar Pflanzen tauschen und Kaffeesatz als Dünger für eure Pflanzen daheim mitnehmen. Vor dem Eingang gibt es außerdem einen Tauschschrank, der von Paten betreut und gut gepflegt wird. Neben uns saß ein älterer Herr und hörte zu, was uns Alexa erzählte. Als sie sagte, dass es Pläne für eine neue Bebauung der Fläche gäbe, wurde er traurig und sagte: „Ach, das Cafe ist hier für den Stadtteil eine solche Bereicherung,“ und verriet uns, dass er so gut wie jeden Tag vorbei kommt. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen, dass es noch lange weitergeht und Ihr auch noch die Gelegenheit bekommt, die super schönen Graffitis von den Tauben zu bewundern.
Der nächste Halt war am Rand des sogenannten „Österreicherviertels“ in der Nähe des Willibaldplatzes. Im Jahr 2022 wurde ein Viertel für ein Bürgerbeteiligungsprojekt gesucht und dieses ist es geworden. Daraus entstand die gleichnamige Bürgerinitiative.
Andrea, die schon von Anfang an bei dem Projekt dabei ist, hat uns erzählt, dass es einen moderierten Prozess gab, in dem herausgefunden werden sollte, welche Entwicklungspunkte für das Viertel wichtig sind. Das Ergebnis waren die üblichen Verdächtigen: Verkehr, Soziales, Grünflächen, und Wärmeversorgung. Zu jedem dieser Themen gibt es inzwischen eine Arbeitsgruppe. Es wurden Anträge geschrieben und dann auch Dinge, die sich schnell machen lassen, umgesetzt. Ein Beispiel sind die Wände für Aushänge, damit man mitbekommt, was im Viertel so los ist. Auch die Spielzeugkiste am Spielplatz, wo man sich Dinge leihen kann, ist ein sogenanntes „Quick-Win“ und kommt gut an.
Aber natürlich gibt es auch Themen, die sich länger hinziehen. Das Viertel hat viele Reihenhäuser, weshalb gerade die Wärmeversorgung spannend, aber auch kompliziert ist. Andrea berichtete uns davon, wie der Antrag ihrer Arbeitsgruppe auf großen Anklang stieß und daraufhin eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde. Gleichzeitig werden weiterhin die Bürger:innen beteiligt. Die Pläne sind spannend und beinhalten die Idee, eine Genossenschaft zu gründen und zusammen mit einem großen Energieanbieter die Beheizung des Viertels über Nahwärme anzustreben. Andrea sagte noch, dass ihnen auch der Austausch mit anderen Initiativen „um zu erfahren, wie die das gemacht haben“ sehr geholfen habe und dass es zwar ein längerer Prozess sei, aber „solange es möglich scheint, dass wir eine gute Lösung finden, bleib ich dran“.
Mittlerweile war es dunkel geworden und der Vollmond war aufgegangen. Hinter uns schien das Licht des Ladens „Nebenan und Unverpackt“ in die Dämmerung. Bei dieser letzten Station empfing uns Stefan. Er hat die Erfahrung eine Genossenschaft mitzugründen schon gemacht und ist einer von 580 Personen, denen der Laden gehört. „Das schöne ist,“ so sagte er „alle Genossen haben gleichwertige Stimmrechte und können mitreden wie der Laden gestaltet werden soll. Wir werden damit nicht die Welt retten, aber wenn keiner was macht, passiert auch nichts.“
Und dann erklärte er uns, welchen Unterschied es macht, wenn man unverpackt einkauft. Man spart 80 Prozent an Müll, was die Umwelt aufatmen lässt. Selbst hat man auch etwas davon, denn es entschleunigt. Schließlich muss man schon zu Hause die Gläser und Gefäße zusammensuchen (obwohl es auch eine Ecke mit Gläsern von anderen Kund:innen gibt, falls man doch noch spontan etwas kaufen möchte). Manche kommen von weit her, da es bei ihnen in der Nähe keinen Unverpackt-Laden gibt. Dann wird das Einkaufen gleich zum kleinen Event. Und, wie das Wort „nebenan“ im Namen des Ladens verrät, soll auch der soziale Anteil nicht zu kurz kommen – also sich beim Einkaufen beraten zu lassen, ein bisschen zu ratschen oder noch auf einen Kaffee zu bleiben, ist durchaus Teil des Konzeptes. Deswegen finden hier auch regelmäßig kleine Veranstaltungen statt, wo man je nach Jahreszeit seine Weihnachtsdeko tauschen und dabei selbstgebrannte Mandeln genießen, einer Lesungen oder einem kleinen Konzert lauschen oder zur Weinprobe vorbei kommen kann. Und auch die Produkte sollen nicht nur so wenig Verpackung wie möglich haben, sondern im Gegenzug umso mehr Qualität und auch Fairness in sich haben. Dass man die Qualität auch schmeckt, durften wir direkt vor Ort testen.
Alles in allem war es ein super interessanter Ausflug, bei dem wir viele neue Orte kennen gelernt und dort auch viele Informationen erhalten haben. Im Rahmen des Klimaherbst 2024 finden Rundgänge auch durch andere Viertel in München statt. Auch über Leocor sind weitere Stadtrundgänge geplant.