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Tierhaltung in Deutschland? So eine Sch…

Am 26. April 2023 haben wir in einem breiten Bündnis aus Bauern-, Imker-, Umwelt-, Tierschutzverbänden und Verbraucherschaft vor dem bayerischen Landwirtschaftsministerium protestiert. Das Bündnis fordert das Ende einer Agrarpolitik des Wachsens oder Weichens und den Umbau zu einer klimafreundlichen, solidarischen, ökologischeren und tiergerechten Landwirtschaft. Für die nächste Regierungsperiode in Bayern fordert das Bündnis von der zukünftigen Staatsregierung, sich auf allen Ebenen für eine Agrarpolitik einzusetzen, die den Interessen und Notwendigkeiten der Bäuerinnen und Bauern, der von ihnen gehaltenen Tiere und den Umwelt-, Natur- und Klimaschutzzielen gerecht wird. Die auf bäuerlichen Betrieben beruhende bayerische Landwirtschaft hat gute Voraussetzungen für die Umsetzung einer solidarischen, ökologischen und klimafreundlichen Landbewirtschaftung. Dafür braucht es die richtigen Rahmensetzungen von der Politik.

Dass die Tierhaltung weltweit für ungefähr 20 Prozent aller ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich ist, wissen wir nicht erst seit gestern. Das liegt unter anderem an einem massiven Flächenverbrauch für Futtermittel (80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen weltweit werden nur für den Futtermittelanbau genutzt). Dazu kommen lange Transportwege und auch das ausgepupste Methan ist ein Treibhausgas.

Und das, was bei den Tieren hinten raus kommt, muss ja auch noch irgendwo hin. Jährlich landen mehr als 200 Millionen Tonnen Gülle auf unseren Wiesen. Ganz schön viel. Das findet auch Ignaz, ein Passant, der letztens bei einer unserer Infoaktionen auf uns zu kam. Er ist aktuell Hobby-Landwirt und ist besorgt über die Nitratbelastung unseres Trinkwassers.

Und er hat recht, Gülle aus der Tierhaltung und Gärreste aus Biogasanlagen verunreinigen immer stärker das Grundwasser in vielen Regionen Deutschlands. Auch die Europäische Kommission hat Deutschland bereits 2013 ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Bei der Hälfte der Messstationen wurde der Grenzwert für Nitratstickstoff überschritten – nur der Inselstaat Malta stand noch schlechter da.

Der Grenzwert für Nitrat liegt in Deutschland laut Trinkwasserverordnung bei 50 Milligramm je Liter (mg/l), in der Schweiz bei 25 mg/l. Nitratkonzentrationen von mehr als 100 mg/l können bei Säuglingen bis zum sechsten Lebensmonat zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bis hin zum Erstickungstod führen. Denn Nitrat wird im menschlichen Körper zu Nitrit umgewandelt. Das Blut bindet dann statt Sauerstoff Nitrit, was bei Säuglingen zur Blausucht bis hin zum Ersticken führen kann. Für ältere Kinder und Erwachsene besteht bei höheren Nitratkonzentrationen in Lebensmitteln die Gefahr, dass sich bei der Verarbeitung oder Verdauung Nitrosamine bilden, die krebserregend sind.

Seit Februar 2017 gilt eine novellierte Düngeverordnung, die 2020, um Strafzahlungen zu verhindern, erneut überarbeitet wurde. Aber nach wie vor fehlt eine genaue Kontrolle darüber, wie viel Gülle in der Landwirtschaft produziert wird. Maßnahmen, die zu weniger Gülle auf dem Acker führen könnten, sind nicht erkennbar. Dirk Zimmermann, Experte für Landwirtschaft bei Greenpeace sagt in diesem Artikel „Deutschland produziert zu viel Fleisch. Solange jedes Jahr in deutschen Schlachthäusern mehr als acht Millionen Tonnen Fleisch produziert werden, werden wir ein Gülleproblem haben.“ Die Lösung ist also ganz einfach: weniger Fleisch, weniger Tiere, weniger Gülle.

Am Schluss unseres Gesprächs hat Ignaz uns noch diese selbstgedichteten Zeilen mitgegeben:

Die Gülle

Sie stinkt, sie fließt, sie rinnt,

sie ist für die Natur ein echtes Sorgenkind.

Wie ein wachsendes Weltmeer, es wird immer mehr – aber wie lange hält die Kraft der Natur das noch her?

Fortschrittlicher Mensch sprich leise,

über bio und natürliche Weise.

Denn überall ist Gülle

und das ist mehr als wie nur Scheiße! 

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