
Allgemeines
Titel der Stunde: „Wir lernen ökologische Kunstwerke kennen und malen mit Farben aus unseren selbst angebauten Färberpflanzen“
Nachhaltigkeitsziel:
- 12 Nachhaltige/r Konsum und Produktion
- 15 Leben an Land
- 17 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Unterziel:
- 12.5 Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern
- 12.8 Bis 2030 sicherstellen, dass die Menschen überall über einschlägige Informationen und das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung und eine Lebensweise in Harmonie mit der Natur verfügen
- 15.5 Umgehende und bedeutende Maßnahmen ergreifen, um die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume zu verringern, dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende zu setzen und bis 2020 die bedrohten Arten zu schützen und ihr Aussterben zu verhindern
- 17.16 Die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung ausbauen, ergänzt durch Multi-Akteur-Partnerschaften zur Mobilisierung und zum Austausch von Wissen, Fachkenntnissen, Technologie und finanziellen Ressourcen, um die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung in allen Ländern und insbesondere in den Entwicklungsländern zu unterstützen
- 17.17 Die Bildung wirksamer öffentlicher, öffentlich-privater und zivilgesellschaftlicher Partnerschaften aufbauend auf den Erfahrungen und Mittelbeschaffungsstrategien bestehender Partnerschaften unterstützen und fördern
Kurzbeschreibung: Die Schülerinnen und Schüler bauen in dieser projektorientierten und fächerübergreifenden Unterrichtssequenz Färberpflanzen an, stellen daraus Malfarben her und gestalten damit eigene Kunstwerke. Begleitend dazu, lernen sie ökologische Kunst und ökologische Zusammenhänge kennen.
Jahrgangsstufe: 3/4
Lernbereich:
- KU 3/4; LB 1: Bildende Kunst
- KU 3/4; LB 2: Gestaltete Umwelt
- KU 3/4; LB 3: Visuelle Medien
- KU 3/4; LB 4: Erfahrungswelten
- KU 3/4; LB 5: Fantasiewelten
- HSU 3/4; LB 3: Natur und Umwelt
- HSU 3/4; LB 6: Technik und Kultur
Kompetenzerwartungen:
- Die Schülerinnen und Schüler lernen die Bedeutung ökologisch orientierter Kunst kennen, indem sie dazu passende Kunstwerke betrachten, beschreiben und untersuchen.
- Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich das Gestaltungsmittel Farbe, indem sie das Mischverhalten und die unterschiedlichen Materialeigenschaften von Malfarbe entdecken und untersuchen.
- Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein engeres Verhältnis zur Natur, indem sie Färberpflanzen anbauen, beobachten, zu Malfarben verarbeiten und für eigene Kunstwerke nutzen.
Inhalte der Kompetenzen
- Gegenstand und seine Funktionen/Kontexte: Bilder/Objekte je eines Künstlers des 20. Jahrhunderts
- Gestaltungselemente und -prinzipien: Motivwahl; Farben und Formen; Art der Gegenstandsdarstellung: naturnah, verzerrt oder abstrakt
- Werkzeuge und Materialien (z. B. Bleistifte, Buntstifte, Kamera)
- Gegenstand und seine Funktionen/Kontexte: vertraute und unvertraute Objekte
- wichtige Begriffe: Oberflächen- und Materialeigenschaften (kalt – warm, trocken – feucht)
- Gestaltungselemente und -prinzipien (Komposition): Motive
- Werkzeuge und Materialien: einfache Fotokamera
- Gegenstand: Gegenstände, Pflanzen und deren kultureller Kontext
- wichtige Begriffe: Oberflächen (z. B. glatt – rau, weich hart)
- Werkzeuge und Materialien (z. B. Pinsel, Malkasten, Papier, Schere, Naturmaterialien)
- Werkzeuge und Materialien: Farben und Stifte (z. B. Farben aus Naturmaterialien)
Verfahren und Techniken
- bildnerische, auch experimentelle Verfahren (z.B. rubbeln, reiben)
- Zeichnen, Malen, Fotografieren
- Weiterverarbeitung von Fotografien durch Ausdrucken und Weiterzeichnen
- Zeichnen mit verschiedenen Buntstiften
Materialien:
- Mystery Box“ mit Färberpflanze, Schaufel, Erde, Bild aus Pflanzenfarben, Pinsel
- Schutzkleidung, Handschuhe, Gießkannen, Scheren
- Pflanzensamen (Rotkohl, Wilde Malve, Tagetes), Pflanzenerde, (durchsichtige) Blumentöpfe
- Werkzeuge für die Ernte der Pflanzen
- (Kinder-)Messer, Schneidebretter, Mörser, Schälchen, Baumwolltücher, Schüsseln
- Kühlschrank
- Zusatzstoffe für die Veränderung des pH-Werts des Rotkohl-Farbstoffs (z.B. Zitronensaft, Regenwasser)
Rahmenbedingungen
Zeitaufwand: 28 – 29 UE (innerhalb von ca. 4 Monaten)
Raumbedarf:
- Klassenraum
- Schulgelände
- Schulgarten
Gestaltungsmaterial:
- Tablets oder einfache Fotokameras
- Naturmaterialien (z.B. aus dem Schulgelände für Land-Art Kunstwerke)
- herkömmliche Malkästen (für Farbexperimente), Pinsel, (Zeichen- und Mal-)Papier, Buntstifte
- selbst hergestellte Pflanzenfarben
- Ggf. Vorlage mit Pflanzenformen
Infoteil
Kreislaufwirtschaft
- Die EU hat einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft erstellt, der zur Klimaneutralität bis 2050 beitragen soll (EU-Kommission, 2020)
- Kreislaufwirtschaft soll die vorherrschende Wegwerfwirtschaft ersetzen (Kreutzer, 2023)
Problematisches Mensch-Natur-Verhältnis
- 2020 hat die anthropogene (= menschengemachte) Masse erstmals das globale Trockengewicht der Biomasse überschritten (Elhacham et al., 2020)
- 28 % aller untersuchter Arten sind vom Aussterben bedroht (IUCN Biodiversity Assessment & Knowledge Team: Red List Unit, 2024)
- über 14 % der Kinder einer städtischen Grundschule hatten keine Vorstellung davon, was Natur bedeutet (Meske, 2008)
Wahrnehmung und Wertschätzung (der Natur)
- Eine achtsame Wahrnehmung und das Wissen über Pflanzen sowie ökologische Beziehungen bestimmen das Mensch-Natur-Verhältnis und die Wertschätzung gegenüber der Natur (Ehring & Thienenkamp, 2022).
- Die Herstellung von Pflanzenfarben aktiviert die Wahrnehmung und sensibilisiert Kinder für ein wertschätzendes Verhalten in der Natur (Braun-Wanke & Ebel, 2020).
- Naturerfahrungen haben einen starken Effekt auf das Umwelthandeln von 10- bis 18-Jährigen (Bögeholz, 1999).
- Die Natur aktiviert die Sinne, testet die eigenen Grenzen aus, befriedigt den Bewegungsdrang und ermöglicht neue Spielerlebnisse sowie vielfältige Entdeckungen (Weiser, 2020).
- Durch positive Erfahrungen und die Wirkung von Vorbildern kann eine negative Haltung von 3- bis 8-Jährigen gegenüber der Natur reduziert und positiv beeinflusst werden (Weiser, 2020).
Erfahrungsorientiertes Lernen
- Erfahrungsorientiertes Lernen kann das Selbstvertrauen und das Selbstwirksamkeitserleben verbessern (Wöll, 2011).
- Naturerfahrungen fördern die Naturverbundenheit bei Kindern (Sellmann-Risse et al., 2021).
Färberpflanzen
- Färberpflanzen haben einen besonders hohen Anteil an Farbstoffen und werden daher u.a. eingesetzt in der Kunst (Malerei) und Textilfärberei.
- Die Nutzung von Färberpflanzen war eine traditionsreiche und bedeutende Kulturtechnik über Jahrtausende hinweg (Welsch & Liebmann, 2012).
- Bedeutende historische Färberpflanzen sind u.a. Krapp, Färberwau, Färberwaid, Indigopflanze, Färberdistel und Färberkamille (Welsch & Liebmann, 2012).
- Durch chemisch hergestellte Farben haben sie ihr Bedeutung stark verloren (Sello & Müller, 1993).
- Häufig ist die Zusammensetzung der Farbstoffe in Färberpflanzen (z.B. in der Indigopflanze) die Grundlage für die Produktion chemischer Farben (Biertümpfel et al., 2013).
- Durch die Bedeutungszunahme von nachwachsenden Rohstoffen ist der Anbau von Färberpflanzen seit einigen Jahrzehnten wieder wichtiger geworden (Welsch & Liebmann, 2012).
- Die Farbvariationen sind von vielen Faktoren abhängig (u.a. vom Standort der Färberpflanze, Erntezeitpunkt, Klima- und Bodenverhältnisse, Herstellungsverfahren) (Erckenbrecht & Reichenbach, 2017).
- Verwendete Färberpflanzen in der Sequenz: Rotkohl (Blätter), Wilde Malve (Blütenblätter), Tagetes (Blütenblätter) → ungiftig, essbar, für unerfahrene Menschen geeignet, erzeugen die Grundfarben Rot, Blau, Gelb (Erckenbrecht & Reichenbach, 2017).
- Ernte: Wilde Malve frühestens 8 Wochen, Rotkohl 14 Wochen und Tagetes ca. 16 Wochen nach der Aussaat (Monning, 2018; Plantura, 2019; Schmidt, 2019)
- Das Herstellungsverfahren ist u.a. von der Färberpflanze, der gewünschten Intensität des Farbtons und der Haltbarkeit der Malfarbe anhängig.
- Das Herstellungsverfahren für Rotkohl, Wilde Malve und Tagetes: Pflanzenteile klein schneiden, mit Wasser zu einer zähflüssigen Substanz mörsern, in einem Baumwolltuch auspressen (Erckenbrecht & Reichenbach, 2017).
- Meist entstehen leicht unterschiedliche Farbtöne aus ein und derselben Färberpflanze (Erckenbrecht & Reichenbach, 2017).
- Färberpflanzen sind nur kurz haltbar (siehe Sequenzplan und s.u. Tipps und Tricks)
- Mögliche Weiterverarbeitung von Pflanzenfarben z.B. zu Malkreide, Wachsmalstiften, Zeichenkohle, Öl-, Aquarell-, Finger-, Druck- und Stempelfarben (Erckenbrecht & Reichenbach, 2017)
Infos zum Künstler Joseph Beuys
- Wegbereiter für nachhaltige Kunst (Penzel, 2019)
- durch Erweiterten Kunstbegriff Gesellschaft ganzheitlich ins Positive verändern (Penzel, 2021)
- Soziale Plastik: Jeder Mensch hat schöpferisches Potenzial für die Mitgestaltung einer demokratischen Gesellschaft (IKP_movie, 2021)
- Verbindung zwischen Kunst, Natur und Gesellschaft (Blättel-Mink & Hickler, 2021)
unterrichtssequenz
Die Schülerinnen und Schüler bauen Färberpflanzen an, dokumentieren den Wachstumsprozess, experimentieren mit dem pH-Wert, erstellen ein Farbregister, verarbeiten die Pflanzen zu Malfarben und malen damit eigene Kunstwerke.
Die Schülerinnen und Schüler lernen unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler aus der (ökologischen) Kunst kennen (z.B. Aktionskünstler Joseph Beuys, Maler Jan Vermeer, Land Art Künstlerin Agnes Denes) und setzen verschiedene Gestaltungsaufgaben um.
Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit der kultur- und kunsthistorischen Bedeutung von Färberpflanzen, mit Hilfsmitteln in der Pflanzenfarbherstellung, mit dem Mensch-Natur-Verhältnis und der Artenvielfalt.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Gartenpersonal und „sevengardens“ Mitarbeitenden zusammen.
Die Schülerinnen und Schüler erstellen ein Portfolio als Leistungsnachweis.
Der vollständige Sequenzplan ist verfügbar unter dem folgenden Link: Sequenzplan
Erstellerin: Sarah Hingerl
Tipps und Tricks
- Vorab mögliche Allergien der Schülerinnen und Schüler abklären
- Essbare Färberpflanzen für mehr Verwendungsmöglichkeiten
- Die Schülerinnen und Schüler für die Pflege und die Ernte in Gruppen einteilen → Verantwortungsübertragung
- Hinweis: Hände waschen, Schutzkleidung und Handschuhe sind vorgesehen für Aussaat, Auspflanzen, Ernte, Farbherstellung und Farbexperimente
- Potenziell früheres Pflanzenwachstum durch Aussaat drinnen mit ausreichend Licht und einer Wärmequelle → später Auspflanzung nach draußen
- Etwas mehr Pflanzensamen säen, als benötigt werden (da erfolgreiche Keimung aller Samen nicht garantiert ist)
- Aussaat: kleine Löcher in die Erde graben, Samen einsetzen und mit Erde umschließen, direkt angießen
- Zur wöchentlichen Dokumentation des Pflanzenwachstums folgendes Arbeitsblatt erstellen: Vorlage in Form eines Blumentopfes (später in Form eines Beetes), in den die Schülerinnen und Schüler selbstständig das Entwicklungsstadium einzeichnen und kurze Stichpunkte zu den festgestellten Veränderungen notieren
- Auspflanzen: Wurzeln nicht beschädigen
- Ernte: genügend Restbestände übrig lassen
- Hinweis: Die 15. Woche wurde als Projektwoche geplant
- Färberpflanzen vor der Verarbeitung waschen
- Weitere Möglichkeit zur Verlängerung der Haltbarkeit von Pflanzenfarben: Pigmente aus Pflanzenfarbstoffen herstellen (siehe hierzu Reichenbach, 2009)
- Hinweis zu Woche 11, 2. UZE: Fotografien vorab auf herkömmlichem Papier ausdrucken, damit die Schülerinnen und Schüler darauf malen können
- Hinweis: womöglich hoher Aufwand nötig
- Hinweis: Pflanzenfarben sind als dauerhafter Ersatz für Malfarben im derzeitigen Schulkontext ungeeignet.