Traurig aber wahr: Deutschland ist Müll-Europameister mit jährlich rund 20 Millionen Tonnen Verpackungsmüll. Damit verschwenden wir Ressourcen und verschmutzen die Umwelt – im Park nebenan und in den Weltmeeren. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe von 2016 wurden allein in Deutschland (!) stündlich (!) 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke außer Haus verbraucht
Also weg mit dem Einwegbecher? Zumindest ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung war die am 20.01.2021 beschlossene Novelle des Verpackungsgesetzes (VerpackG), das sogenannte Mehrwegverpflichtungsgesetz, welches am 01.01.2023 in Kraft getreten ist (Pressemeldung BMUV).
Das besagt, dass alle Imbissketten, Restaurants, Bistros, Cafés, Mensen, Lieferdienste, Tankstellen, Frischetheken in Supermärkten und Co., die Essen oder Getränke für unterwegs in einer Plastikverpackung verkaufen, zusätzlich Mehrwegbehälter anbieten müssen. Die Unternehmen müssen mit Schildern auf diese Möglichkeit hinweisen.
Davon ausgenommen sind Läden (nicht von Ketten!) mit maximal 5 Mitarbeitenden und unter 80 Quadratmetern Verkaufsfläche. Trifft die Ausnahmeregel zu, muss das Unternehmen aber erlauben, von Kund:innen mitgebrachte Behälter mit Essen und Getränke zu befüllen.
Und wie wirkt dieses Gesetz in der Praxis? Das hat Greenpeace deutschlandweit geprüft. Und die Ergebnisse sind leider ernüchternd.
Auch in München waren wir auf Recherche und haben u.a. am 07.01.23 einige Läden befragt. Ein paar Einblicke hierzu:
- Je eine Filiale von Dunkin‘ Donuts und dean&david haben gar keine Mehrwegbehälter angeboten.
- In einer Filiale von Le Crobag konnte uns eine Mitarbeiterin kein Getränk im Mehrwegbecher anbieten, welcher mit Schildern beworben wurde. Auf Nachfrage meinte die Mitarbeiterin, dass bereits alle wiederverwendbaren Becher ausgeliehen wären (zur Mittagszeit); sie konnte leider nicht erklären, wie das System funktioniert.
- Bei je einer Filiale von Mc Donald’s und Burger King waren die Hinweise auf die Getränke-Mehrwegmöglichkeit sehr versteckt.
- Bei einer Filiale von YORMA’s waren die wiederverwertbaren Becher gut sichtbar platziert, auch wenn das Pfandsystem mittels App und Rückgabestation leider nicht intuitiv zu verstehen war.
Besonders überrascht hat uns, dass ein lokales Restaurant auf Nachfrage Mehrwegverpackungen präsentierte inklusive einer für Pizza. Dabei schreibt das Gesetz gar keine Mehrwegverpackungen für Pizzen vor. Scheint, dass zumindest ein lokales Restaurant Nachhaltigkeit ernster nimmt als die großen Ketten.
Unser Fazit: die Umstellung ist ziemlich unzureichend und gleich auch die Umsetzung durch verschiedene (unternehmenseigene oder externe) Mehrwegsysteme kund:innenunfreundlich.
Vor allem für die Ketten gilt: Das muss besser gehen! Zumindest an die gesetzlichen Regelungen müssen sich die Unternehmen halten. Wir alle sollten die Unternehmen an ihre gesetzliche Verantwortung erinnern und bei unserem nächsten Einkauf nach einem Mehrwegbehälter fragen.
Unterschreibt hier die Petition, die sich für mehr Mehrweg einsetzt „Mehrweg statt mehr Müll„.