Presseerklärung vom 4. September 2009
Greenpeace deckt auf — Gen-Öle in Münchner Gaststätten
Münchner Lebensmittelüberwachung muss Gentechnik-Kennzeichnung endlich wirksam kontrollieren
München, 04.09.2009 — Gen-Detektive der Greenpeace-Gruppe München haben in den letzten drei Monaten nach gentechnisch veränderten Speiseölen in Münchner Gaststätten recherchiert und sind fündig geworden. Von den überprüften 83 Gaststätten hatten sechs Gen-Öle verwendet — alle sechs hatten das gentechnisch veränderte Pflanzenöl beim Hamberger Großmarkt am Ostbahnhof gekauft. Ein Hinweis auf den Einsatz solcher Öle auf der Speisekarte war nirgends zu finden. Wurden die betroffenen Wirte im Gespräch mit Greenpeace auf die gesetzliche Kennzeichnungspflicht hingewiesen, zeigten sie sich erstaunt und versprachen auf gentechnikfreie Öle umzusteigen.
Die Lebensmittelüberwachung München muss die Gentechnik-Kennzeichnung endlich wirksam kontrollieren
, fordert Klaus Müller, Gentechnik-Experte der Greenpeace-Gruppe München. Bereits im Jahr 2007 hatte die Greenpeace-Gruppe München der Münchner Lebensmittelüberwachung mehrfach eine mangelhafte Kontrolle der gesetzlichen Gentechnik-Kennzeichnung in Gaststätten vorgeworfen.
Seit April 2004 müssen alle Lebensmittelhersteller die damals in Kraft getretene, strengere Kennzeichnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel umsetzen. Seitdem müssen aber nicht nur Lebensmittelhersteller kennzeichnen, sondern auch Gaststätten, Kantinen sowie Markt- und Imbissstände müssen auf die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten aufmerksam machen. In der Speisekarte muss beispielsweise gekennzeichnet werden, wenn für die Zubereitung eines Essens gentechnisch veränderte Speiseöle zum Braten oder Frittieren verwendet wurden. Fehlt der Hinweis, machen sich die Wirte strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
Die Gen-Öl-Funde in Gaststätten sind für Greenpeace nicht überraschend, denn es gibt mindestens drei Großhändler im Großraum München, die Gen-Öle in Ihrem Sortiment führen. Dies belegt die Ende Juni von der Greenpeace-Gruppe München veröffentlichte aktuelle Version der Schwarzen Liste der Gen-Öl-Händler
.
Der Münchner Lebensmittelüberwachung scheinen die Verbraucherwünsche nach gentechnikfreiem Essen gleichgültig zu sein
, sagt Klaus Müller. Wegen der mangelhaften Kontrollen der Lebensmittelüberwachung wird den Verbrauchern auch nach fünf Jahren gesetzlicher Kennzeichnungspflicht weiterhin Gentechnik untergeschoben
, so Müller weiter.
Rund 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Die Lebensmittelindustrie respektiert diese umfassende Ablehnung der Verbraucher weitgehend. Dementsprechend sind derzeit keine gekennzeichneten, gentechnisch veränderten Lebensmittel in Supermärkten in Deutschland zu finden. Anders ist die Situation im Großhandel. Über die an Gaststätten verkauften Gen-Öle wird den Verbrauchern aufgrund der fehlenden Kennzeichnung in den Speisekarten und den unzureichenden Kontrollen der Münchner Lebensmittelüberwachung nun doch wieder Gentechnik untergeschoben.
Im Gegensatz zur Lebensmittelüberwachung München engagierte sich der städtische Eigenbetrieb Markthallen München
, anlässlich der Veröffentlichung der Schwarzen Liste der Gen-Öl-Händler
, durch ein Schreiben an alle Händler auf seinem Betriebsgelände Anfang August erneut gegen den Verkauf von gentechnisch veränderten Lebensmitteln.