Presseerklärung vom 30. November 2007
Gen-Öle auch in Starnberger Gaststätten
Lebensmittelüberwachung muss Gentechnik-Kennzeichnung besser kontrollieren
München, 30.11.2007 — Gen-Detektive des Team50plus der Greenpeace-Gruppe München haben in den vergangenen Wochen 18 Gaststätten in Starnberg aufgesucht. Die meisten Gastronomen gestatteten den Umweltschützern einen kritischen Blick in ihre Küchen und Vorratskammern. In zwei Fällen wurden gentechnisch veränderte Öle für die Zubereitung der Speisen verwendet. Dabei handelte es sich um Soja-Öle der Marken Brölio reines Pflanzenöl
und Heidenreich reines Pflanzenöl
. Ein Hinweis auf den Einsatz solcher Öle auf der Speisekarte war jedoch nicht zu finden. Wurden die betroffenen Wirte im Gespräch mit Greenpeace auf die gesetzliche Kennzeichnungspflicht hingewiesen, zeigten sie sich erstaunt und versprachen auf gentechnikfreie Öle umzusteigen.
Es besteht der Verdacht, dass die Starnberger Lebensmittelüberwachung Gaststätten unzureichend auf die Einhaltung der gesetzlichen Kennzeichnungsvorschriften zur Gentechnik überprüft
, sagt Klaus Müller, Gentechnik-Experte der Greenpeace-Gruppe München. Dies scheint in Bayern allerdings kein Einzelfall zu sein, sondern eher System zu haben, denn bei entsprechenden Recherchen in mehreren bayerischen Städten im ersten Halbjahr 2007 stießen Gen-Detektive von Greenpeace in Gaststätten immer wieder auf Verstöße gegen die Kennzeichnungspflicht.
Seit April 2004 müssen alle Lebensmittelhersteller die strengere Kennzeichnungsverordnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel umsetzen. Aber nicht nur Lebensmittelhersteller müssen kennzeichnen — auch in Gaststätten und Restaurants, sowie an Markt- und Imbissständen muss auf die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten aufmerksam gemacht werden. In der Speisekarte muss beispielsweise gekennzeichnet werden, wenn für Fisch oder Pommes gentechnisch veränderte Speiseöle zum Braten oder Frittieren verwendet wurden. Fehlt der Hinweis, machen sich die Wirte strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
Im Interesse der Starnberger Bürger muss die Lebensmittelüberwachung die Einhaltung der Gentechnik-Kennzeichnung in Gaststätten besser kontrollieren
, so Müller.
Denn zum einen lehnen rund 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Zum anderen zeigen Recherchen von Gen-Detektiven der Greenpeace-Gruppe München immer wieder, dass die meisten Gastwirte auch noch nach mehr als drei Jahren gesetzlicher Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderte Speiseöle unwissentlich einsetzen. Darüber hinaus ist den meisten Gastwirten die Gentechnik-Kennzeichnungspflicht nach wie vor nicht bekannt. Dementsprechend wurde bisher bei keiner einzigen der aufgesuchten Gaststätten eine entsprechende Kennzeichnung in der Speisekarte gefunden.
Die Lebensmittelindustrie respektiert weitgehend die umfassende Ablehnung der Verbraucher gegenüber der Gentechnik. Dementsprechend sind keine gekennzeichneten, gentechnisch veränderten Lebensmittel in Supermärkten zu finden. Über die von Großmärkten an Gaststätten und Restaurants verkauften Gen-Öle wird den Verbrauchern aufgrund der fehlenden Kennzeichnung in den Speisekarten und den unzureichenden Kontrollen der bayerischen Lebensmittelüberwachung nun doch wieder Gentechnik untergeschoben.