Presseerklärung vom 8. Mai 2007
Antwort auf Stadtratsanfrage zeugt vom Versagen der Lebensmittelüberwachung München
Greenpeace Recherchen in Münchner Gaststätten belegen mangelhafte Gen-Öl-Kontrollen
München, 08.05.2007 - Begründet auf Recherchen der Greenpeace-Gruppe München, bei denen sich immer wieder zeigte, dass in Gaststätten in München gentechnisch veränderte Speiseöle ohne die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung in den Speisekarten eingesetzt wurden, hatten Bündnis90/DieGrünen Ende Februar eine Stadtratsanfrage gestellt, in der die Münchner Lebensmittelüberwachung über den Umfang ihrer Kontrollen zur Einhaltung der Gentechnik-Kennzeichnungspflicht in Gaststätten, in Kantinen und an Markt- und Imbissständen befragt wurde.
Es ist offensichtlich, dass die Münchner Lebensmittelüberwachung ihre Kontrollfunktion bei der Gentechnik-Kennzeichnung in der Gastronomie bis heute völlig unzureichend wahrgenommen hat
, sagt Klaus Müller, Gentechnik-Experte der Greenpeace-Gruppe München. Denn seit Anfang 2006 hat die Lebensmittelüberwachung München nach eigenen Angaben bei insgesamt fast 4.000 Kontrollen lediglich in 24 der kontrollierten Betriebe, darunter 21 Gaststätten, gentechnisch veränderte Speiseöle gefunden. Von der Münchner Lebensmittelüberwachung wurden also bei lediglich etwa einem halben Prozent ihrer Kontrollen in Gaststätten Gen-Öle entdeckt.
Zu völlig anderen Ergebnissen kam die Greenpeace-Gruppe München bei eigenen Recherchen in den letzten fünf Monaten in 125 Gaststätten in München. Bei den von Greenpeace am 13. April 2007 öffentlich gemachten Recherchen wurden in 25 der überprüften Gaststätten, also in 20 Prozent der Fälle, Gen-Öle verwendet - die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung in der Speisekarte wurde dabei in keinem einzigen Fall gefunden.
Die häufigen Gen-Öl-Funde in Gaststätten sind nicht weiter überraschend, denn es gibt mindestens zwölf Großhändler in München und Umgebung, die Gen-Öle verkaufen. Dies belegt die von der Greenpeace-Gruppe München erstmals Anfang Februar herausgegebene "Schwarze Liste der Gen-Öl-Händler". Darin finden sich unter anderem Großhändler wie der Hamberger Großmarkt, die Vierlande GmbH oder auch der italienische Groß- und Einzelhändler Feinkost Spina.
Offensichtlich versucht die Lebensmittelüberwachung München auch noch die Münchner Bürger über die Intensität ihrer Kontrollen zur Gentechnik-Kennzeichnung zu täuschen
, sagt Klaus Müller. Denn wäre tatsächlich bei allen der etwa 4.000 Kontrollen konsequent nach Gen-Ölen geprüft worden, so wären bei Hochrechnung der Greenpeace Recherchen etwa 40 mal so viele Gen-Öl-Funde zu erwarten gewesen. Wir erwarten von der Münchner Lebensmittelüberwachung, dass wenigstens in Zukunft konsequent kontrolliert wird
, so Müller weiter.
Am 18. April 2004, also vor mehr als 3 Jahren, ist die aktuell gültige Verordnung zur Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel in Kraft getreten. Seit dem müssen nicht nur Lebensmittelhersteller kennzeichnen - auch in Gaststätten, in Kantinen und an Markt- und Imbissständen muss auf die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten aufmerksam gemacht werden. Fehlt etwa die Kennzeichnung in der Speisekarte von Gaststätten, machen sich die Wirte strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.