Presseerklärung vom 15. Dezember 2006

Gen-Öl auf Münchner Weihnachtsmarkt

Verbraucherschutzministerium und Lebensmittelüberwachung wieder einmal untätig

München, 15.12.2006 - Gen-Detektive der Greenpeace Gruppe München haben in den vergangenen Tagen Marktstände auf dem Weihnachtsmarkt am Marienplatz, in der angrenzenden Kaufinger Straße sowie der Weinstraße auf gentechnisch veränderte Öle kontrolliert, und sind fündig geworden.

"Es ist ein Skandal, noch nicht einmal auf Münchner Weihnachtsmärkten wissen die Gäste, was sie serviert bekommen.", sagt Klaus Müller, Gentechnik-Experte der Greenpeace-Gruppe München. Der Gen-Öl-Fund auf dem Weihnachtsmarkt ist nämlich kein Einzelfall. Auch in Gaststätten in München fand Greenpeace immer wieder Gen-Öle, die ohne die vorgeschriebene Kennzeichnung in der Speisekarte verwendet wurden. "Die Münchner Lebensmittelüberwachung kümmert sich offensichtlich nicht ausreichend um die Einhaltung der Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel in Gaststätten und an Marktständen", so Müller weiter.

Eine umfangreiche Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzenbestandteilen enthalten, gilt europaweit seit April 2004. Nicht nur Lebensmittelhersteller müssen kennzeichnen - auch in Gaststätten, Marktständen und Kantinen muss auf die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten aufmerksam gemacht werden. Fehlt der Hinweis, machen sich die Betreiber strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.

In Bayern wurde diese umfassende Kennzeichnungspflicht in Gaststätten jedoch lange Zeit nicht umgesetzt. Erst nach Verbraucherprotesten und mahnenden Briefen von Greenpeace änderte der bayerische Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf seinen verbraucherfeindlichen Kurs. Er sicherte im Januar 2006 zu, dass die Lebensmittelüberwachung von ihm aufgefordert werde, die Gentechnik-Kennzeichnung auch bei der Überwachung von Gaststätten zu berücksichtigen.

"Der bayerische Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf muss endlich dafür sorgen, dass die Kontrolle der Gentechnik-Kennzeichnungspflicht auch wirklich umgesetzt wird", fordert Klaus Müller von der Greenpeace Gruppe München. Denn nicht nur in München wird die Einhaltung der Kennzeichnungspflicht offensichtlich nicht ausreichend kontrolliert.

Erst vor knapp einem Monat hatte die Greenpeace Gruppe München ihre Recherchen in Gaststätten in Wolfratshausen öffentlich gemacht. Bei sechs der zwanzig überprüften Restaurants wurden gentechnisch veränderte Soja-Öle für die Zubereitung von Speisen verwendet. Die vom Gesetzgeber geforderte Kennzeichnungspflicht in den Speisekarten war aber nirgends zu finden. Im Gespräch mit Greenpeace auf diese Kennzeichnungspflicht hingewiesen, zeigten sich die betroffenen Wirte erstaunt. Alle Wirte haben mittlerweile auf gentechnikfreie Öle umgestellt.

Etwa 70 % der Verbraucher in Deutschland sind gegen den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln. Bislang existieren keine Studien, die gesundheitliche Risiken beim Verzehr genmanipulierter Lebensmittel ausschließen können. Dagegen gibt es Hinweise darauf, dass der Verzehr solcher Lebensmittel mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein kann. Die ökologischen Risiken des Anbaus von Gen-Pflanzen sind nicht absehbar. Der Gen-Pflanzen-Anbau gefährdet zudem die gentechnikfreie konventionelle und die ökologische Landwirtschaft.