Presseerklärung vom 17. November 2006
Bayerische Gastwirte lassen ihre Gäste im Umklaren
Gentechnik-Kennzeichnung in bayerischen Gaststätten wird unzureichend überwacht
Wolfratshausen/München, 17.11.2006 - Gen-Detektive der Greenpeace Gruppe München haben in den vergangenen Wochen zwanzig Restaurants in Wolfratshausen besucht. Die Gastronomen gestatteten den Umweltschützern einen kritischen Blick in ihre Küchen und Vorratskammern. Bei sechs Restaurants wurden genmanipulierte Soja-Öle für die Zubereitung von Speisen verwendet - häufig von der Marke Sedina. Die vom Gesetzgeber geforderte Kennzeichnungspflicht in den Speisekarten war aber nirgends zu finden. Im Gespräch mit Greenpeace auf diese Kennzeich-nungspflicht hingewiesen, zeigten sich die sechs betroffenen Wirte erstaunt und versprachen auf gentechnikfreie Öle umzusteigen.
"Es ist ein Skandal, dass der Gast in bayerischen Restaurants offensichtlich immer noch nicht weiss was er serviert bekommt", sagt Klaus Müller, Gentechnik-Experte der Greenpeace Gruppe München. Denn die Gen-Öl Funde in Wolfratshausen sind kein Einzelfall. Auch in München und Umgebung fand Greenpeace immer wieder Restaurants, die Gen-Öle ohne die vorgeschriebene Kennzeichnung in der Speisekarte einsetzten.
Eine umfangreiche Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel mit genmanipulierten Organismen gilt europaweit seit April 2004. Nicht nur Lebensmittelhersteller müssen kennzeichnen - auch in Gaststätten muss auf die Verwendung genmanipulierter Zutaten aufmerksam gemacht werden. Fehlt der Hinweis, machen sich die Wirte strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
In Bayern wurde diese umfassende Kennzeichnungspflicht in Gaststätten jedoch lange Zeit nicht umgesetzt. Erst nach Verbraucherprotesten und mahnenden Briefen von Greenpeace änderte der bayerische Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf seinen verbraucherfeindlichen Kurs. Er sicherte im Januar 2006 zu, dass die Lebensmittelüberwachung von ihm aufgefordert wurde, die Gentechnik-Kennzeichnung bei der Überwachung von Gaststätten zu berücksichtigen. "Der bayerische Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf muss endlich dafür sorgen, dass die Kontrolle der Gentechnik-Kennzeichnungspflicht in Gaststätten auch wirklich durchgeführt wird", fordert Klaus Müller von der Greenpeace Gruppe München.
Etwa 70 % der Verbraucher in Deutschland sind gegen den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln. Bislang existieren keine Studien, die gesundheitliche Risiken beim Verzehr genmanipulierter Lebensmittel ausschließen können. Dagegen gibt es Hinweise darauf, dass der Verzehr solcher Lebensmittel mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein kann. Die ökologischen Risiken des Anbaus von Gen-Pflanzen sind nicht absehbar. Der Gen-Pflanzen-Anbau gefährdet zudem die gentechikfreie, konventionelle und die ökologische Landwirtschaft.
Die Lebensmittelindustrie respektiert bisher weitgehend die umfassende Ablehnung der Verbraucher gegenüber der Gentechnik. Dementsprechend sind praktisch keine gekennzeich-neten, gentechnisch veränderten Lebensmittel in Supermärkten zu finden. Über die von Großmärkten an Gaststätten und Restaurants verkauften Gen-Öle wird den Verbrauchern aufgrund der fehlenden Kennzeichnung in den Speisekarten und den unzureichenden Kontrollen der bayerischen Lebensmittelüberwachung nun doch wieder Gentechnik untergeschoben.