Presseerklärung vom 31.05.99
Bundesweiter Greenpeace - Protest gegen Urwaldzerstörung in Kanada
Greenpeace-Gruppe München überreicht Protestnote an kanadisches Generalkonsulat
München 31. Mai 1999. Wie bei anderen Kanadischen Vertretungen in Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Stuttgart waren heute Vormittag auch Greenpeace Vertreter bei dem Kanadischen Konsulat in München vor Ort, und demonstrierten mit einem Banner " Kanada - Schluß mit der Urwaldzerstörung".Dem offiziellen Vertreter der kanadischen Regierung wurde eine Protestnote überreicht, in der sie aufgefordert wird, ihre Verantwortung für den Erhalt der letzten nördlichen Regenwälder wahrzunehmen. Stellvertretend für die bedrohte Tier- und Pflanzenwelt des Great Bear-Regenwaldes überreichte ein Aktivist im Bärenkostüm symbolisch eine Hemlocktanne.
Anlaß der Proteste: Am heutigen Montag läuft das Einschlagsmoratorium für den Great Bear Regenwald an der Westküste Kanadas (Provinz British Columbia) aus, das letzte, weitgehend unberührte nördliche Regenwaldgebiet der Erde. Kanadische Holzkonzerne und die Regierung der Provinz hatten sich Anfang des Jahres zu einem befristeten Einschlagstop bereit erklärt, nachdem Greenpeace dies zur Bedingung für die Aufnahme von Gesprächen gemacht hatte. Bisher ist unklar, ob die Holzindustrie den Einschlagstop verlängern wird. Greenpeace-Waldexperte Volker Oppermann: Gespräche über die Zukunft des Regenwaldes kann es nur geben, wenn der Wald nicht gleichzeitig abgeholzt wird. Der Einschlagstop gilt ohnehin nicht für die nördlichen Regenwaldgebiete, wo kanadische Holzkonzerne weiter einschlagen. Wir fordern die kanadische Vertretung in München auf, sich für die sofortige Verlängerung des Moratoriums und den dauerhaften Schutz der letzten gemäßigten Regenwälder einzusetzen.
Anfang Mai hat Greenpeace erstmals mit Vertretern von Regierung, Holzindustrie, Ureinwohnern und Umweltschützern an einem Runden Tisch über die Landnutzung in British Columbia teilgenommen. Greenpeace will einen vollständigen Stop der Einschläge in den wenigen noch verbliebenen, unberührten Urwaldgebieten erreichen. Das Moratorium muß unbegrenzt und für den ganzen Great Bear-Regenwald gelten. Wir werden diese Forderung nur am grünen Tisch vertreten. Alles, was Kanadas Regierung und Holzindustrie in Sachen Regenwald unternehmen, wird die Öffentlichkeit in Abnehmerländern wie USA, Japan oder Deutschland durch Greenpeace erfahren, so Volker Oppermann.
Die temperierten Regenwälder der Nordhalbkugel sind mittlerweile stärker gefährdet als die tropischen Regenwälder. Der Küstenurwald Kanadas ist ein Jahrtausende altes, einzigartiges Naturdenkmal mit einer grandiosen Artenvielfalt. Der größte Teil dieses Urwaldes wurde in den vergangenen Jahrzehnten kahlgeschlagen. Das letzte, weitgehend unberührte Gebiet ist der Great Bear-Regenwald zwischen Vancouver Island und der Südspitze Alaskas. Mit zwei Millionen Hektar ist es etwa so groß wie Hessen und macht nur rund 1 Prozent der Waldfläche Kanadas aus. Hier wachsen tausendjährige Sitka-Fichten, Rotzedern und Hemlock-Tannen, die Flußfarme sind Lebensraum von Lachsschwärmen, die Wälder sind bewohnt von Grizzly-, Kermode- und Schwarzbären, von Wölfen und Weißkopfseeadlern. Aber auch hier dringt die kanadische Holzindustrie immer weiter in bisher unberührte Täler vor. Deutschland ist einer der Hauptabnehmer von kanadischem Zellstoff.