Greenpeace misst Dieselruß in München

München, 27.06.2003 - Eine Mess-Station für gefährlichen Dieselruß hat die Greenpeace-Gruppe München heute Morgen in der Lindwurmstraße installiert. Das ist eine Station einer Messreihe von Greenpeace: Einen Monat lang messen die Umweltschützer in acht Städten, wie viele Krebs erregende Rußpartikel die Atemluft belasten. Die Rußpartikel stammen von Dieselfahrzeugen, die deutsche Autohersteller immer noch nicht mit Rußfiltern ausrüsten. Ende Juli wertet die Firma UMEG die Messdaten aus. Greenpeace veröffentlicht die Ergebnisse Ende August.
Die Mess-Stationen sind an Straßenlampen in zwei Metern Höhe befestigt. Unter ihnen hängt ein großes Schild, auf dem Ernie und Bert aus der Sesamstraße abgebildet sind. Sie sitzen vor einem Diesel-Mercedes, aus dessen Auspuff Qualmwolken kommen. Ernie liegt tot im Arm von Bert, der sich per Sprechblase fragt: "Wieso, weshalb, warum?". Auf Ernies Shirt steht die Antwort: Dieselruß macht Krebs.
Greenpeace möchte mit Ernie und Bert insbesondere vor der Gefährdung von Kindern warnen. Kinder halten sich länger als Erwachsene im Freien auf und atmen dreimal schneller. Die ultrafeinen Rußpartikel lagern sich in der Lunge ab und können über die Zellmembran ins Blut gelangen. Sie verursachen Allergien, Asthma, Herzinfarkt und Krebs. Wissenschaftler des Umwelt- und Prognoseinstituts Heidelberg (UPI) schätzen, dass in Deutschland pro Jahr etwa 8000 Menschen an den Folgen von Dieselruß sterben. In Zukunft werden es immer mehr sein, denn die Anzahl der Diesel-PKW steigt und der in der Luft schwebende Ruß wird in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren um 60 Prozent zunehmen ? wenn die Autohersteller weiterhin mauern.
"Die deutsche Autoindustrie nimmt die Toten und Hunderttausende von Kranken billigend in Kauf, obwohl der Einbau eines Dieselrußfilters kein Problem wäre", sagt Greenpeace-Sprecherin Jasmin Szczepanski. "Wir haben der Industrie gezeigt, wie leicht das geht, aber sie tut immer noch nichts. Eigentlich müssten die Autobauer nicht nur alle Neuwagen mit Filtern ausstatten - sie ist auch in der Pflicht, ältere Fahrzeuge nachzurüsten. Die Blockade der Autohersteller ist unverantwortlich."
Greenpeace hat mit Hilfe des Rheinisch-Westfälischen TÜV einen Rußfilter in einen Mercedes eingebaut. Fazit: Es sind weder technische Entwicklungen vonnöten, noch ist der Filtereinbau teuer. Selbst laut Volkswagen AG würde die Serienausrüstung von Neufahrzeugen lediglich 200 Euro pro Fahrzeug kosten. Alle Parteien im Bundestag unterstützen die sofortige Einführung der Filtertechnik, die SPD empfiehlt sie sogar - es sind die deutschen Hersteller, allen voran Mercedes und Volkswagen, die hier blockieren. In den französischen Automodellen Citroën und Peugeot sind die Filter seit vier Jahren Standard.