- Die Zertifizierung des Münchner Stadtwaldes
Auf 36 Waldvortägen, 20 Wald-Infoständen und 41 Waldführungen informierten wir in den letzten sieben Jahren Münchner BürgerInnen und ganze Schulklassen über das Ökosystem Wald, sowie die Möglichkeit einer ökologischen Waldnutzung und die verschiedenen Zertifikate.
Nach der Veröffentlichung der Konzepte ‚Naturnaher Waldnutzung' von Greenpeace und dem Lübecker Stadtforstamt im Herbst 1995 liefen in München erste Recherchen zu möglichen Vorzeigebetrieben in Bayern.
Hier fiel besonders der Kommunalwald München ins Auge. Im Umweltbericht 1994/95 der Landeshauptstadt München wurden die für München außerordentlich wichtigen Wälder mit allen ihren Funktionen aufgelistet. Die Wälder innerhalb der Stadtgrenze sind Mangelware, denn nur fünf Prozent der Stadtfläche sind bewaldet. Hieraus ergibt sich ein sehr hoher Druck auf die Wälder.
Vom Entspannen auf einer Parkbank über das Grillen in den Isarauen bis zum Gassiführen der Hunde wird der Wald vielfältig von den Münchner BürgerInnen genutzt. Eine besonders wichtige Funktion für München erfüllt der Wald im Mangfalltal am Taubenberg. Hier kommt ein großer Teil (80%) des Münchner Trinkwassers her. Diese Wasserschutzwälder gehören den Münchner Stadtwerken GmbH (1.500 ha), sie werden allerdings im Rahmen des Gesamtbetriebes Münchner Stadtwald vom Münchner Stadtforstamt genauso wie die Heiliggeistspital-Stiftungswälder Forst Kasten (ca. 800 ha) vorbildlich bewirtschaftet.
Schon seit etwa dem Jahre 1950 erfolgte die Pflege und Betreuung der 4.600 ha großen Waldfläche mittels ökologischer Methoden und Vorgehensweisen. Seit Jahrzehnten wird auch schon auf Pestizide in der Waldbewirtschaftung verzichtet. Ein großes Ziel war und ist immer noch die schrittweise Überführung standortfremder Fichtenaltersklassenwälder in naturnahe und strukturreiche Laubmischwälder. In vielen Bereichen konnten schon erstaunliche Erfolge verbucht werden.
Neben den städtischen Wäldern wurden im Rahmen eines 1992 gestarteten Pilotprojekts bereits 6 der 11 landwirtschaftlichen städtischen Betriebe Münchens und viele angrenzende landwirtschaftliche Betriebe in den letzten Jahren mit dem Naturland- oder dem Bioland-Zertifikat für ökologischen Landbau ausgezeichnet. Auch dieses trägt dazu bei, dass insbesondere das Münchner Trinkwasser optimal gegen Pestizide und Nitrate geschützt wird.
Die Zertifizierung des Münchner Stadtwaldes:
- Im März 1996 nahm die Münchner Greenpeace Gruppe die ersten Kontakte mit dem Städtischen Forstamt auf.
- Im Januar 1997 erhielt der Lübecker Stadtwald als erster Wald das Naturland-Zertifikat. Im Frühjahr 1997 konnten wir uns bei einem Besuch im Forstamt und einem Fachgespräch genauer über die Besonderheiten im Stadtforst informieren. Gemeinsam mit dem Forstamtsleiter Herrn Fritz Wimmer konnten wir die Naturlandkriterien für eine ‚ökologische Waldbewirtschaftung' an den Bewirtschaftungskriterien des Münchner Stadtwaldes abgleichen und wir stellten eine erhebliche Übereinstimmung fest. Es fehlten nur noch einzelne wenige Punkte um die Kriterien für eine Zertifizierung zu erfüllen.
- Im Juli 1997 gab es dann ein Treffen des Bürgermeisterbüros und der Münchner Greenpeace Gruppe. Hier wurden noch einmal die Chancen durchgesprochen, die eine Zertifizierung des Münchner Stadtwaldes mit sich brächte.
- Daraufhin wurde im Oktober 1997 eine gemeinsame Runde zur Naturlandzertifizierung des Münchner Stadtwaldes im Rathaus einberufen. Dazu nahmen Teil:
- Hep Monatzeder (3. Bürgermeister der Landeshauptstadt)
- Dr. Sylvia Franzl (Bürgermeisterbüro)
- Fritz Wimmer (Forstamtsleiter der Stadt München)
- Dr. Georg Welsch (Kommunalreferent der Stadt)
- Martin Reinold (Naturland-Verband)
- Volker Oppermann (Greenpeace Gruppe München)
- Dr. Helmut Klein (BUND).
- In den Jahren 1998 und 1999 versuchten die Verbände weiter Überzeugungsarbeit zu leisten und die Beteiligten, insbesondere das Forstamt, auf dem Laufenden über die Zertifizierung in Deutschland zu halten. Auf Grund der ersten Praxisjahre wurden die Kriterien für die Zertifizierung etwas überarbeitet. Neben dem Naturland-Zertifikat gründete sich auch eine weitere Zertifizierung, der FSC (Forest Stewardship Council). Dieser zertifizierte nun auch erstmals in Deutschland. Da die Waldbewirtschaftungs-Kriterien des Naturland-Verbandes strenger, als die des FSC's sind, erhalten die Naturland-Waldbetriebe das internationale FSC-Zertifikat zusätzlich.
- Im März 2000 fand nochmals ein gemeinsames Treffen zwischen dem Stadtforst, Naturland und Greenpeace statt. Hier konnten noch einige wichtige Punkte geklärt werden. Ein immer strittiger Punkt waren die 10 % Referenzflächen in öffentlichen Wäldern. Nachdem allerdings die Besitzstrukturen im Gesamtbetrieb unterschiedlich sind, und die einen nach dem Gesetz Privatwälder (Stiftungsforst und die privatisieren Stadtwerke) sind, und der Landeshauptstadt München nur effektiv 2.300 ha gehören, wurde beschlossen, diese Ausweisung auf die 2.300 ha Kommunalwald zu beschränken.
- Im Frühjahr 2001 waren die Vorbereitungen dann so weit abgeschlossen, dass am 9. August der Erzeugervertrag mit Naturland unterzeichnet werden konnte. Im August erfolgte dann die Prüfung des Gesamtbetriebs des Münchner Stadtwaldes nach den Naturlandrichtlinien vom unabhängigen Institut für Marktökologie (IMO).
- Im September erfolgten nochmals einige Abstimmgespräche über die gemeinsame Veröffentlichung. Auch nahmen die Forstverwaltung, Greenpeace und Naturland am Tag der Regionen zusammen auf.

Wir gratulieren der Landeshauptstadt München zum ersten Waldbetrieb mit Naturland-Zertifikat in Bayern!
Greenpeace Gruppe München
09.10.2001